Springreiten ist ein gefährlicher Sport, wenigstens für Pferde. Ein Sturz, eine Verletzung, ein Schuss. Viele wurden so schon umgebracht. Besonders bedenklich wegen des Reglements ist der Reitteil beim olympischen Fünfkampf. Seit Jahrzehnten hagelt es Tierschutz Proteste. Dazu haben wir einen Bericht von den Wettkämpfen in Athen im Jahre 2004 ausgegraben. Besonders heftig war die Kritik an einer deutschen Reiterin beziehungsweise ihrer Trainerin bei der Olympiade in Tokio im Vorjahr. Es hatte den Anschein wenigstens dies hätte die Verantwortlichen aufgerüttelt. Kürzlich kam die Meldung, bereits bei der nächsten Olympiade 2024 sei das Reiten Vergangenheit. Zu früh gefreut. Jetzt ist von 2028 die Rede. Steinerne Herzen – wie lange noch?
Hier ein kleiner Artikel zur Olympiade 2004 in Athen (Aus der Zeitschrift anima NR 3/2004):
Olympia 2004
Die Olympischen Spiele in Athen sind Vergangenheit, die Erfolgsbilanzen veröffentlicht. Was man jedoch vergeblich sucht, sind Opferbilanzen. Als Tierrechtszeitung interessieren uns natürlich die wenigen Bewerbe, an denen Pferde beteiligt sind. Wie ist es denen gegangen?
Es bleibe nicht unerwähnt, daß man auch über Menschenverluste im Sport möglichst den Mantel des Schweigens zu breiten pflegt, unser goldener Franz Klammer wird seit Jahrzehnten begeistert herumgereicht, von seinem querschnittsgelähmten Bruder hört man eher wenig, die phänomenalen Leistungen der Turner werden bejubelt, ein kurz vor den Spielen im Training verunglückter, jetzt bis zum Hals gelähmter Spitzensportler bleibt im Dunkeln.
Es liegt mir ferne, etwas gegen den Sport zu sagen, „er ist – wie Hainrich Fenrich gesungen hat – gesund und macht uns hort.“ Nur liegt hier bekanntlich der Unterschied zwischen Mensch und Tier darin, daß der Mensch sich frei fürs Risiko entscheiden kann.
Was die Pferde betrifft, sind die generellen tierschützerischen Bedenken altbekannt. Nicht umsonst heißt es Pferdesport ist Pferdemord, vor allem, aber nicht nur an den nicht mehr leistungsfähigen Tieren. Das Thema wurde in der anima schon mehrmals behandelt (u.a. Nr.2/2001), wir wollen uns hier nicht wiederholen.
Nun zu Athen: Eine der besonders problematischen Disziplinen ist die Vielseitigkeits- Prüfung früher Military genannt, die wegen schwerer Stürze mit Todesfolge schon bisher in den olympischen Entscheidungsgremien umstritten war und deshalb diesmal wesentlich entschärft wurde. Dennoch kam es zu etlichen Unfällen, ein verletztes Pferd mußte eingeschläfert werden. „Die reiten wie die Selbstmörder“ zitierte Die Presse einen früheren Weltcupsieger. Gelassener nahm es ein Verantwortlicher des Weltreitverbandes (FEI): „ Es ist sehr schade um das Pferd, aber solche Stürze können auch bei einem Ausritt passieren. Es lag nicht an der Strecke. “
Auch das Springreiten ist nicht ohne, eine Meldung vom 9.9.: „Die FEI will die ungewöhnlich hohe Zahl von Sehnenverletzungen bei Springpferden während der Olympische Spiele in Athen untersuchen. Dort hatten sich mindestens drei Spitzenpferde Sehnen- risse zugezogen. Daneben gab es weitere schwere Sehnenverletzungen.“
Entsetzen erregte selbst in Reiterkreisen das Reiten im Modernen Fünfkampf, seit 1912 über Anregung Pierre de Coubertins olympische Disziplin. Der Schöpfer der Olympischen Spiele wollte damit der Spezialisierung der Athleten entgegenwirken und „Herren“sport und Volkssport einander näherbringen. Der Kampf ist einer Situation nachempfunden, wie sie vielleicht vor 150 Jahren aktuell war: ein Meldereiter wird angegriffen, sein Pferd getötet, er verteidigt sich mit Pistole und Degen, muß zu Fuß weiter, einen Strom durchschwimmen, also reiten schießen, fechten, schwimmen, laufen. Geritten wird der Chancengleichheit wegen nicht auf eigenen, sondern auf gelosten Pferden.
„Moderner 5-Kampf !!! Was ist das für eine Quälerei???? — Doch reiten kann man das nicht mehr nennen, sondern nur noch Quälerei für die Pferde — aber beim Reiten kommts mir echt so vor, als sähen sie in einem Pferd nur ein Sportgerät wie zum Beispiel ne Hantelbank an der sie ihre Kräfte auslassen können. — Warum sagen Tierschützer da nichts. Solche Bilder will und darf man doch heutzutage nicht mehr sehen. — Habe heute nur die Frauen gesehen und gehört was bei den Männern los war – aber das hat schon gereicht!!!!! Ich bin entsetzt, sprachlos und wütend, dass so etwas möglich ist!!! — Pferde sind doch keine SportGERÄTE, Reitsport ist immer noch Teamarbeit zwischen Mensch und Tier! — Möchte mal wissen, welcher Idiot überhaupt auf die Idee kam, Reiten in dieser Form in den Kampf aufzunehmen!!! — SCHRECKLICH! Hoffentlich reite ich niemals so gefühllos — Naja, bleibt echt nur zu hoffen, dass sich da mal ein Tierschutzverband einschaltet — Eine Tierquälerei, die verboten werden müsste und auf jeden Fall aus dem olympischen Programm genommen gehört!!! — Wenn die wenigstens auf den Pferden trainieren könnten, so dass sie ne gewisse Zeit haben sich an das Pferd zu gewöhnen. Die armen Tiere. Fünfkampf ist ja schön und gut. Aber bitte OHNE Tiere!!!!“
Der Moderne Fünfkampfsteht schon seit einigen Jahren im Internationalen Olympischen Komitee zu Debatte. Aufgrund des Berichtes einer Kommission, die nach Kriterien wie Attraktivität, Kosten etc. prüft, soll im nächsten Sommer entschieden werden, ob er auch noch 2012 und später im Programm bleibt.